19 Follower
24 Ich folge
NiWa

NiWa

Finstre Psychiatrie

Finsterhoven - Jeidra Rainey

Im Wald von Finsterhoven liegt das Gemäuer der alten Kinder- und Jugendpsychiatrie verlassen dar. Schreckliches ist dort geschehen, wodurch alle Hals über Kopf aus der Klinik geflohen sind. Doch die alten Mauern haben nicht vergessen …

Mit „Finsterhoven“ zeigt Jeidra Rainey auf Ungerechtigkeit in der Gesellschaft auf. Sie veranschaulicht, wie schwierig es ist, seinen Platz im Leben zu finden, wie man sich Rollenbildern beugen muss und wie hoffnungslos manche Situation ist. Gleichzeitig erzeugt sie in diesem Thriller einen drückenden Spannungssog, dem man sich nicht entziehen kann.

Finsterhoven ist ein düsterer Ort in Deutschland, der seinen Namen dem grauen Wetter verdankt und alle Ehre macht. Im angrenzenden Wald liegt eine Kinder- und Jugendpsychiatrie, die das triste Bild der Gegend vortrefflich ergänzt. Denn in „Finsterhoven“ ist Schreckliches passiert, was Monate später noch immer Konsequenzen hat.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, weil man sich mit den Figuren  in das verlassene Gemäuer der Klinik begibt. Schon hier habe ich vor Spannung den Atem angehalten, weil meiner Meinung nach Psychiatrien von sich aus schon sehr gruselig sind. Man erkundet Etage für Etage, Abteilung für Abteilung, bis man sich in der „Geschlossenen“ befindet.

Die Erzählung ist mit zwei Zeitebenen angelegt. Im Herbst 2016 erkunden Miranda und ihr Freund Seth die Klinik, die nur wenige Monate davor von Personal und Insassen verlassen wurde. Es geht Schlag auf Schlag und man erlebt die Dunkelheit des Gemäuers aus Mirandas Perspektive. 

Wenige Monate davor - im April - ist der zweite Erzählstrang angesiedelt. Hier stehen die Figuren Parker und Cara im Vordergrund, die Teil der schrecklichen Geschehnisse in Finsterhoven sind.

Diese drei Figuren weisen Ähnlichkeiten auf. Miranda und Parker sind beides Psychologiestudentinnen, die an der hiesigen Universität ihr Studium betreiben. Dadurch ergibt sich die Nähe zur Psychiatrie, die ihnen noch das Fürchten lehren wird. 
Cara ist als Patientin in Finsterhoven untergebracht und durch sie erlebt man die Ausweglosigkeit, die mit dieser Unterbringung einhergeht. 

Insgesamt handelt es sich bei den drei Mädchen um unsichere Typen, die sich in der Welt erst behaupten müssen. Im Schul- und Universitätsleben sind sie starkem Mobbing ausgesetzt und schaffen es nicht, über den Angriffen ihrer Kollegen zu stehen.

Wirklich exzellent fängt die Autorin das Psychiatrie-Ambiente ein, das einen vor triefender Ungerechtigkeit fast Aufschreien lässt. Jeidra Rainey erzeugt einen unglaublichen Sog und wühlt sämtliche Gefühle auf. Manchmal habe ich es kaum ausgehalten und hätte mich am liebsten bei diversen Ungerechtigkeiten eingemischt. Man möchte schreien, um sich schlagen und so manchen Personen den Kopf gerade rücken. 

Das Thema der Ungerechtigkeit zieht sich durch das ganze Werk, wobei es mir eine Spur zu übertrieben dargestellt wurde. Es hat mir etwas an Grauschattierungen gefehlt, weil ich denke, dass alle Menschen Gutes und Böses in sich haben. Allerdings handelt es sich hier um Kritik auf hohem Niveau, weil sich zum Ende hin die gute mit der bösen Seite vermengt und der Showdown durch gelungene Überraschungen glänzt.

Meiner Meinung nach ist „Finsterhoven“ ein schauriges, spannendes und gesellschaftskritisches Werk, das mit jedem Kapitel richtige Gefühlswallungen beschert. Meine Empfehlung geht an junge aber auch ältere Leser, die Thriller mögen und sich im Psychiatrie-Gebäude gruseln wollen.

 

Quelle: http://zeit-fuer-neue-genres.blogspot.co.at