Rio lebt in einer Welt, die die Menschen in Unterwasser- und Oberflächen-Bewohner trennt. Während die einen in einer Glaskugel unter dem Meer leben, sind andere auf der Oberfläche zurückgeblieben, um das Leben unter Wasser zu ermöglichen. Aber Rio hat sich schon immer nach dem Leben außerhalb der Glaskuppel gesehnt und ausgerechnet ihre Zwillingsschwester Bay tritt die Reise an die Oberfläche an.
Ally Condie hat eine fantasievolle Welt erschaffen, in die man wirklich gerne abtaucht. Unter dem Meer in einer Glaskugel befindet sich die Stadt Atlantia, die zwar trocken ist, dennoch an das Märchen von Arielle, der Meerjungfrau erinnert. Hier wird den Göttern der Oberfläche gehuldigt, Wettschwimmen werden abgehalten und während sich Bay schon immer in dieser Stadt heimisch fühlte, hat es Rio mit schmerzlicher Sehnsucht an Land gezogen, wo sie aber wegen Bays Entscheidung niemals hinkommen wird. Außer sie nimmt sich selbst an der Hand und versucht einen Weg zu finden.
Die Geschichte ist ein interessanter Mix aus Dystopie, ein Hauch Endzeitstimmung, verbunden mit märchenhaften Under-the-sea-Elementen und dabei von Themen wie Religion und geschwisterlicher Zuneigung geprägt.
Als Leser nimmt man Rios Perspektive ein, die noch immer nicht glauben kann, dass ihr ihre Schwester Bay die Chance genommen hat, an Land zu leben. Es ist immer nur einem Familienmitglied erlaubt nach oben zu gehen und Bay war schneller als sie. Aber aus welchen Grund hat ihre Schwester so gehandelt? Und warum lässt sie sie ohne Erklärung allein zurück?
Rio möchte sich mit den Begebenheiten keinesfalls abfinden und sucht nach einem Weg, um an die Oberfläche zu gelangen.
Besonders der Anfang hat mir sehr gut gefallen, als man gleich mitten in einem Ritual in Atlantia empfangen wird. Sofort hat mich die Faszination gepackt, ich habe aufmerksam gelauscht und zugehört, wie Rio ihre Welt erklärt. Je tiefer man in Atlantia versinkt, umso interessanter werden die Hintergründe. Warum haben sich die Menschen einst in Unterwasser- und Landbevölkerung aufgeteilt? Und ist es tatsächlich besser, in Atlantia zu sein?
Doch nach und nach bauen Unterwasser-Charme sowie Spannung ab und die Handlung plätschert vor sich ihn. Anstatt in einem grandiosen Finale aufzugehen, dümpelt man mit Rio wie ein versiegender Fluss dem Ende entgegen. Hier hätte ich mir etwas mehr Schwung und Elan gewünscht, weil sich die Geschichte dadurch selbst die Magie genommen hat.
Zur Sprecherin Christiane Marx möchte ich anmerken, dass sie eine wunderschöne, engelsgleiche Stimme hat. Jedoch hätte es meiner Meinung nach nicht geschadet, sie mit etwas mehr Kraft einzusetzen, weil hier oftmals mehr gehaucht als gesprochen wurde. Das ist mir vor allem bei Dialogen mit der Zeit etwas auf die Nerven gegangen, aber auch bei anderen Situationen hätte ich mir einen lebendigeren Stimmeinsatz gewünscht.
Nichtsdestotrotz ist Ally Condies „Atlantia“ eine besondere Dystopie, die mit ihrem märchenhaften Ambiente auf ganz eigene Weise zu bezaubern weiß und die ich mir trotz der genannten Schwächen gern angehört habe.
© NiWa