Als Herr des heidnischen Julfestes hat sich Krampus sein Comeback ein bisschen anders vorgestellt. Nach 500 Jahren Gefangenschaft, lässt er mithilfe seiner Belznickel das Julfest wieder aufleben und hat seinem Feind Nikolaus Rache geschworen, dieser freche Kerl, der sich als Weihnachtsmann ausgibt.
Befreit wurde Krampus vom zwielichtigen Musiker Jesse, der sich seiner kleinen Tochter zuliebe eigentlich bessern wollte, aber sich plötzlich in dämonischer Gesellschaft findet, und ihm sind noch dazu richtig üble Gauner auf der Spur.
Der Autor Brom hat sich wohl für ein Weihnachtsbuch der Sonderklasse entschlossen, als er dieses Buch geschrieben hat. Tragende Thematik ist natürlich Weihnachten, wie es heute ist, aber es geht auch um die Ursprünge dieses Fests, die weit vor der Geburt des Christuskindes zu finden sind.
Brom beschreibt das gegenwärtige Weihnachen in vielen Facetten, geht es aber besonders von der trashigen Seite aus an. Wohnwagensiedlungen, in denen aufgeblasene Rentiere blinken, billige Kneipen, die sich aufgrund des Einsamkeitsfaktors grad zur stillen Zeit des Jahres über einen hohen Umsatz freuen, und der Versuch von Eltern, ihren Kindern mit diversem Plastikspielzeug Freude zu bereiten, das nur so heiß begehrt wird, weil es auch der Nachwuchs der Nachbarn bekommen hat. Mitten in dieser Pulp-Version der Feiertage trifft man auf Jesse, der sich einfach nicht aus diesem Sumpf ziehen kann. Er ist ein guter Kerl, traut sich selbst jedoch einfach zu wenig zu, und anstatt es wirklich zu versuchen und um seinen Erfolg zu kämpfen, legt er sich lieber einsam und allein mit einer Whiskey-Flasche an.
Dieser abgestürzte Familienvater, ein richtiger Loser-Typ, dem es einfach an Entschlossenheit fehlt, schlittert unabsichtlich in den heißen Kampf von Nikolaus und Krampus hinein und findet sich plötzlich in der Gefolgschaft des Julherrn wieder.
Damit wird man mitten aus der deprimierenden Weihnachtsstimmung raus, rein in ein aberwitziges Fantasyspektakel gerissen. Man stelle sich vor, Krampus und Nikolaus bzw. der Weihnachtsmann, haben ein Hühnchen miteinander zu rupfen, gehen es überhaupt nicht feierlich an und haben dabei eine etwas gehobenere Sicht der Dinge. Denn Nikolaus ist erst in seinem späteren Leben zum Heiligen avanciert, zuvor war er als Sohn Odins dem lieben Krampus bestens bekannt.
Auf diese Weise verwebt Brom Sagen, Legenden und die germanische Götterwelt zu einem Horrorroman, den man kaum aus der Hand legen kann. Krampus, der sich als wahrer Herr dieser Jahreszeit sieht, Belznickel, die ihm Untertan sind, Nikolaus, der überhaupt nicht heilig ist, und mittendrin Jesse, der so gar nicht weiß, wie ihm geschehen ist. Obwohl es sehr witzig zu lesen ist und ich immer wieder laut lachen musste, komme ich nicht herum, auf dieses extreme Maß an Brutalität hinzuweisen. Es spritzen die Eingeweide, es werden Körper zerlegt, manchmal wird sogar mehr als ein Tod gestorben - man sieht, dieser höllische Weihnachtstrupp richtet ein ordentliches Feiertags-Massaker an.
Mir hat die Aufarbeitung der germanischen Götterwelt sehr gut gefallen. Brom hat die Ursprünge der christlichen Weihnachten gekonnt und kreativ zu einem weihnachtlichen Roadtrip verdreht, der mich ausgezeichnet unterhalten hat. Figuren und Handlung tun ihr übriges und sogar das Ende passt auf wunderbare Weise dazu.
Wer auf etwas andere Weihnachtsbücher und auf die Ursprünge von Krampus und Nikolaus neugierig ist, dabei einen starken Magen und Sinn für trashigen Humor hat, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen, um mit Jesse und den Belznickel das Julfest zu retten.