Mitten in der Vorstadt während eines idyllischen Sommers wird der Junge David mit traumatisierenden Grausamkeiten konfrontiert. Es zerrt ihn in den Keller der menschlichen Psyche hinab, was sein ganzes restliches Leben aus der Bahn werfen wird.
„Evil“ ist der wohl bekannteste Splatter-Roman vom famosen Jack Ketchum, der mit seinem blutrünstigen, grenzüberschreitenden Hergang im Horror-Genre Geschichte geschrieben hat.
Es beginnt als Rückblick auf die Kindheit im Stil eines Coming-of-Age-Romans. David erinnert sich an den verheerenden Sommer in den 1960ern als er das Nachbarsmädchen Meg kennenlernt.
Meg ist mit ihrer jüngeren Schwester zu ihrer Tante Ruth gezogen, weil die Eltern bei einem Unfall gestorben sind. Sie haben ein neues Zuhause gefunden und noch ahnt niemand, dass das Grauen für die Mädchen erst beginnt.
Sie versucht alles, um es ihrer Tante recht zu machen. Sie packt im Haushalt und im Garten an. Dabei ist sie stets bemüht, ihr neues Umfeld anzunehmen und Freunde zu finden. So bandelt sie etwas mit David an.
David hat ein Auge auf Meg geworfen. Er steckt mitten in der Pubertät und merkt, wie sehr er sich für Mädchen begeistern kann. Er ist ein netter Junge, möchte Spaß und einen guten Sommer haben.
Ruth ist die unberechenbarste Figur in diesem Roman. Als alleinerziehende Mutter zweier Jungs hat sie nun auch ihre Nichten am Hals. Anfangs agiert sie noch anständig, aber bald merkt man ihr die Überforderung an.
Zu Beginn wirkt „Evil“ wie ein harmloser Coming-of-Age-Roman. Der Sommer ist da, die Stimmung ist gut und David freundet sich lose mit Meg an. Trotzdem hängt ein bedrohlicher Schauer über den Ereignissen. Die Luft wird immer dicker, die Atmosphäre ist drückend und gespannt. Man spürt, dass sich ein gewaltiges Gewitter entladen wird.
Gewaltig und brutal ist es auf jeden Fall! Ketchum zeigt in blutigen Lettern, dass er kaum Grenzen kennt. Er erniedrigt, foltert, verbrennt, und bleibt damit so nahe an der Realität, dass es ordentlich auf den Magen drückt. Vielleicht wird manchmal übertrieben, eventuell scheint manche Konstellation konstruiert, aber nichts davon hat auf mich wie Fiktion gewirkt.
Ich bin der Meinung, Jack Ketchum hat damals mit „Evil“ eine Grenze des Genres überschritten und zeigt, wie blutig-real Splatter sein kann. Denn obwohl das Buch harmlos beginnt, findet es im Blutrausch sein Ende, was man beim Lesen stellenweise kaum aushalten kann.
Wer sich ab und zu an Splatter wagt, dem soll unbedingt zu Ketchums bösem Buch geraten sein. Wenn man ohnehin dem Genre nichts abgewinnen kann, gilt, die Finger davon zu lassen.