Das Ende der Welt war da. Die Menschheit hat ein parasitärer Pilz befallen, der sie in zombiehafte Wesen verwandelt hat. Nur wenige haben überlebt, die mit Eifer an der Bekämpfung der Seuche arbeiten. Militärisch organisiert, schickt die dezimierte Menschheit Wissenschafter auf die Reise, weil es eine Lösung zu finden gilt.
Die Geschichte von „Die Hungrigen“ knüpft an „Die Berufene“ des Autors an. Hierbei handelt es sich aber um keine Fortsetzung, sondern man kann die Bücher unabhängig voneinander lesen. Allerdings beschäftigt sich dieses Buch mit den Hintergründen, wie und warum es zu der Berufenen kommt.
Mit „Die Hungrigen“ hält man einen eher ungewöhnlichen Zombieroman in den Händen. Zwar sind die titelgebenden Hungrigen alias Zombies durchaus eine Gefahr, jedoch erweisen sie sich eher als Randerscheinung und der klägliche Rest der Menschheit rückt in den Mittelpunkt. Oder sie rückt in Rosie zusammen, je nachdem, wie man es betrachten will.
Denn Rosie ist ein panzerähnliches Gefährt, das Wissenschafter und Soldaten beherbergt, die sich auf Expedition befinden. Sie folgen ihrer vorgegebenen Route, sammeln Proben ein, verhalten sich im zwischenmenschlichen Bereich äußerst bedenkenswert, und stoßen auf eine Horde wilder Kinder, die anscheinend eine ganz neue Spezies sind.
Der Hauptteil der Handlung ist ruhig, mit wissenschaftlichen Hintergrund und militärischem Ton erzählt. In gewisser Weise ist man als Leser bei Rosie mit an Bord, und schaut dem Treiben der anderen zu:
Wissenschafter und Soldaten sind auf engstem Raum zusammengepfercht. Meiner Meinung nach haben sie sich alle extrem gut gehalten, was vielleicht an der britischen Herkunft liegt, weil sie die Situation allesamt nüchtern betrachten.
Sie spielen Poker, schwingen die Reagenzgläser oder teilen sich die drei Bücher an Bord untereinander auf - alles, um sich die eintönige Zeit zu vertreiben.
Hauptfigur ist der 15-jährige Stephen, der schon mehr als einmal seinen genialen Geist bewiesen hat. Der Junge entwickelte einen Blocker, der Menschen vor Angriffen der Hungrigen schützt, und tüftelt an weiteren Errungenschaften, um die Menschheit am Leben zu erhalten. Jedoch ist Stephens Sozialverhalten extrem gestört. Hier kann man spekulieren, ob es an den Erfahrungen in seiner Kindheit liegt, oder ob er von sich aus autistisch veranlagt ist. Zumindest hält sein unbändiger Forscherdrang Menschen nicht nur am Leben, sondern bringt sie ebenso in Gefahr, weil er höchst experimentierfreudig ist.
In Dr. Rina Khan hat er eine Art Ziehmutter gefunden. Sie ist der einzige Mensch, den Stephen einigermaßen erträgt. Ihr kommt eine wichtige Rolle in der Geschichte zu, auf die ich hier nicht näher eingehe. Es sei nur gesagt, dass Dr. Khan eine mutige Frau ist, die das Leben über alles stellt.
Den ruhigen Stil habe ich bereits erwähnt. Dieser ist auch mein Kritikpunkt, weil es manches Mal zu ruhig wird. Es dauert relativ lang, bis etwas Entscheidendes passiert, und dann verschwindet es eher im Untergrund.
Zwar ergeben sich deutliche Konflikte an Bord und die Gruppendynamik steht im Vordergrund, allerdings hätte ich mir eine Spur mehr Zombieklischee gewünscht, damit die Spannung beim Lesen durch die Seiten treibt.
Gefallen hat mir die Geschichte an sich, die interessanten Ansätze des Autors und die Verbindung zu seinem anderen Roman. Gerade am Ende wird der Zusammenhang offensichtlich. Diesen Kniff hat M. R. Carey wunderbar hingekriegt.
Schlussendlich ist „Die Hungrigen“ ein ruhiger Zombie-Roman, der auf einer soliden, wissenschaftlichen Basis steht, und mit fesselndem Hintergrundinformationen versorgt. Wer sich eher für die Entwicklung der Menschheit als für blutig-grausliche Zombie-Szenen interessiert, hat damit ein gutes Buch für sich gefunden.