1888. Will Henry ist ein Waisenknabe, der als Assistent bei einem Monstrumologen untergekommen ist. Ein Monstrumologe beschäftigt sich mit Monstern aller Art und begibt sich schon einmal auf die Jagd nach ihnen. Eines Nachts klopft ein Grabräuber an die Tür, weil er hat Schauriges bei seinem Treiben entdeckt ...
"Der Monstrumologe" ist der Auftakt von Rick Yanceys Monstrumologen-Reihe, die sich meiner Meinung nach an ältere Kinder und Jugendliche richtet, und tatsächlich Monster jagt.
Will Henry ist ein unscheinbarer Junge. Er ist gerade elf Jahre alt und durch seinen Waisenkind-Status zum Lakai des Doktors degradiert. Hier heißt es immer "Mach fix!", weil es dem guten Herrn nicht schnell genug geht. Allerdings fühlt sich Will bei ihm wohl. Im Lauf der Geschichte merkt man auch, dass er - dem ersten Anschein zum Trotz - gut bei ihm aufgehoben ist.
Dr. Warthrop ist ein schroffer Kauz, der nach seinen ganz eigenen Regeln lebt. Wichtig ist ihm nur seine Wissenschaft, und in Will erhofft er sich, einen würdigen Nachfolger zu finden.
Die Handlung beginnt eigentlich in unserer Gegenwart, weil die Memoiren von Will in einer Senioren-Residenz auftauchen. Hier glaubt man an eine erfundene Geschichte, weil es die beschriebenen Monster und den Verlauf der Handlung so nicht geben kann. Oder doch?
Will Henry berichtet von seinem Leben beim Doktor, wie er überhaupt sein Assistent geworden ist, und welche schauderhafte Dinge ihm widerfahren. Sie obduzieren Leichen, schauen ekelerregenden Monstern in den Schlund, und besuchen verwahrloste Irre, denen das Grauen aus dem Leib zu kriechen beginnt.
Als Kind im Alter von zwölf Jahren hätte ich diese Reihe heiß geliebt! Es ist genau die richtige Mischung aus Schocker und fantasievoller Blutrünstigkeit. Man betritt modernde Keller, schleicht nachts am Friedhof umher, geht gegen Monster an und bestreitet albtraumhafte Abenteuer.
Dafür hat Rick Yancey einen eher antiquierten Sprachstil gewählt, was den Memoiren-Charakter der Rahmenhandlung unterstreicht, und damit das Schauerfeeling um eine weitere Stufe hebt.
Allerdings habe ich mir als erwachsene Leserin mit der Geschichte recht schwer getan. Ich kam einfach nicht in die Handlung rein. Leider kann ich nicht einmal den Grund dafür benennen. Ich finde die Aufmachung des Buchs entzückend - denn es ist sogar mit bezaubernden Illustrationen untermalt - , die Handlung wird einem abenteuerlichen Jugendroman mit Schauerfaktor gerecht, und dennoch sind mir nach wenigen Seiten die Augen zugefallen, weil es mich nicht bei der Stange hielt.
Die Handlung an sich entwickelt sich interessant, auch wenn es mir am Spannungsbogen fehlt, und die Aufmachung sowie Gestaltung sind äußerst liebevoll. Außerdem zeigt Yancey Gespür für scharfe Dialoge, denen er bissigen Sarkasmus verleiht.
Dennoch kann ich „Der Monstrumologe“ meinem Lesegeschmack entsprechend nur als durchschnittlich bewerten, weil ich es als gar so zäh empfunden habe. Meiner Ansicht nach ist die Reihe um Will Henrys Monstrumologen ideal für Jugendliche, die schaurige Stunden erleben wollen, und fasziniert von historischen Settings sind.