1881. Tausende Einwanderer streben in die USA. In Nord-Dakota verschenkt die Regierung Ackerland, was deutsche Siedler lockt. Der Traum sein eigener Herr zu sein, wird real. Doch im weiten, fremden Land kämpfen die Menschen mit ungewohnten Bedingungen. Und nicht alle ziehen am gleichen Strang.
Die Einwanderer-Welle in die USA, große Träume, ungeahnte Hoffnungen und die harte Realität - das sind die Zutaten, die Kai Blum in seinem Kriminalroman „Hoffnung ist ein weites Feld“ vermengt.
Zentral sind deutschsprachige Siedler, die im Städtchen Himmelsfeld in Nord-Dakota ihre neue Heimat suchen. Kai Blum beschreibt das weite Land, man spürt den Wind der Freiheit, und wird sofort von den harten Bedingungen eingeschränkt.
Für die Einwanderer bietet sich die ungeahnte Möglichkeit, unabhängig zu sein. Allgemein die Europäer, und in diesem Fall die Deutschen, sind es gewohnt, einem Gutsherrn zu dienen. Aber in Amerika steht es jedem frei, eigenes Land zu bestellen, sein Haus zu bauen und eigenständig zu leben.
Der Einwanderer Hans Sievers hat einen erfreulichen Start in Himmelsfeld. Sein Onkel betreibt den hiesigen Laden, versorgt ihn mit Ratschlägen und dem notwendigen Startkapital. Es ist faszinierend, wie der Autor von den kleinen Städtchen schreibt, die Wichtigkeit der Eisenbahnstrecken betont und die Herausforderungen des neuen Lebens vermittelt.
Obwohl sich die Handlung auf die ersten Monate der Siedler, ihre Hoffnungen, Ängste, Träume und Herausforderungen konzentriert, webt der Autor kriminalistische Elemente ein, die der Geschichte zusätzlich Pfeffer geben.
Denn ein Mord treibt die Stadt Himmelsfeld um, für den etliche Motive bestehen. Einwanderer sind nicht nur von Hoffnung getrieben, sondern manche laufen vor ihrer Vergangenheit davon. Sie versuchen, ihr altes Leben abzustreifen, und als neuer Mensch Fuß zu fassen. Aber manchmal holt einen die eigene Geschichte ein, was trotz aller redlichen Vorsätze unbarmherzige Konsequenzen haben kann.
Die Handlung und das historische Fundament haben mir gefallen. Speziell die Hintergründe um das Ackerland, den Hausbau und die geschichtlichen Facetten im Allgemeinen sind höchst informativ.
Auch den Krimi-Anteil des Romans finde ich gut umgesetzt, weil der Autor fast jeder Figur ein Motiv verpasst. Hier sorgt er für Überraschungen und Wendungen, die Spannung versprechen und die Neugierde auf den nächsten Teil wecken.
Weniger gefallen hat mir der nüchterne Erzählstil, weil es mir an Dichte sowie Atmosphäre fehlt. Die Handlung dieses ersten Teils der Auswanderer-Krimi-Reihe hätte für einen epischen Roman um die 800 Seiten gereicht. Bedauerlicherweise ist der Umfang auf Kurzgeschichten-Niveau eingeengt, worunter Figuren, Geschehnisse und Ambiente leiden. Die Ereignisse werden schlicht, chronologisch angeordnet, skizziert, und der erzählerische Feinschliff wird vernachlässigt.
Meiner Meinung nach kommt es hier stark auf die subjektiven Lesevorlieben an. Ich bin eine Leserin, die in detaillierten Beschreibungen versinken will, die die Charaktere verstehen, sehen, fühlen möchte - und schon gerne mit einem Wälzer in der Hand Lesestunden verbringt.
Insgesamt ist „Hoffnung ist ein weites Feld“ aufgrund der historischen Fakten um die Siedler in Nord-Dakota absolut interessant, erzählerisch aber nicht durchgehend packend umgesetzt. Als Kurz-Krimi für zwischendurch empfehle ich es durchaus - mein Interesse ist jedenfalls geweckt. Ich bin nämlich gespannt, was der zweite Teil zu bieten hat.