Zwei Jahre nach dem 2. Weltkrieg in Dresden. Die Russen haben die Stadt vollständig in der Hand. Der Hunger geht um, die Kälte kriecht den Menschen in die Knochen und von Dresden selbst sind nur Trümmer geblieben. Mitten in dieser Tristesse ist Oberkommissar Heller erneut einem Mörder auf der Spur. Die Leiche eines Rotarmisten wird entdeckt und ein Rucksack beherbergt einen grauenhaften Fund.
"Tausend Teufel" ist der zweite Teil um Kommissar Max Heller, der in den Trümmern von Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Beruf ausübt.
Der Fall der "Tausend Teufel" beginnt im zweiten Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg. Er spielt in den Jahren, in denen Dresden fest in russischer Hand liegt. Atmosphärisch und dicht schildert Frank Goldammer die Stimmung und Probleme der damaligen Zeit.
Die Wohnungsnot macht den Menschen zu schaffen. In den wenig verbliebenen Trümmern sind sie zusammengerückt, um über die Runden zu kommen. Der harte Winter und die unerbittliche Kälte bringen die Menschen zusätzlich in Bedrängnis. Kohle ist rar. Damit man es warm hat, sitzt man in Mänteln in den Wohnungen. In dieser Not wird schon mal ein stolzer alter Baum gefällt.
Nicht nur an Heizmaterial fehlt es an allen Ecken und Enden, sondern Grundnahrungsmittel und Medikamente sind ebenso Mangelware. Stundenlang steht man an, um einen Laib Brot oder etwas Butter zu bekommen, und wird dennoch oft mit leeren Händen nachhause geschickt.
Hier fängt der Autor die Unzufriedenheit der Bevölkerung ein. Hinter vorgehaltener Hand trauert mancher dem Nationalsozialismus hinterher, man vertraut den Russen nicht, und wird gleichzeitig gedrängt, sich dem Kommunismus zu verschreiben. Denn auf diese Weise wäre zumindest die Grundversorgung garantiert.
Und mitten in dieser Not schlägt sich Max Heller mit einem toten Russen und einem Kopf im Rucksack herum. Er handelt nach bestem Wissen und Gewissen, und bleibt hartnäckig seinen Prinzipien treu. Denn schon bei den Nationalsozialisten hat er sich der Partei verweigert, und er hütet sich jetzt erst recht davor, sich zu einem politischen Lager zu bekennen. Auch wenn das Leben erheblich einfacher wäre.
Durch Max Hellers Perspektive wird die Stimmung und das Klima dieser Jahre anschaulich vermittelt. Heller sinniert, wie es so weit kommen konnte, hat Mitleid mit den Veteranen, nimmt sich so gut wie möglich seiner Mitmenschen an, und schätzt sich glücklich, dass seine Familie zumindest am Leben ist.
Der historische Rahmen wird dicht und authentisch transportiert. Anhand Hellers Ermittlungen werden weitere Problemfelder in den Fokus gerückt. Hat schon einmal jemand an die Kinder des Nationalsozialismus gedacht? Einerseits sind sie mit Hitlers Vision aufgewachsen, andrerseits sind viele verwaist, und niemand fühlt sich für sie verantwortlich. Der Autor zeichnet ein drastisches Bild der damaligen Zustände, die man lebhaft vor Augen sieht.
Mein einziger Kritikpunkt ist der Krimi-Anteil, weil die polizeilichen Ermittlungen im Hintergrund verschwinden. Meinem Gefühl nach haben sich Heller viele Zusammenhänge durch Zufall erschlossen, anstatt durch bewährte Polizeiarbeit. Hier hätte ich mehr typische Ermittlungstätigkeiten und eine Prise mehr Spannung gewünscht.
Insgesamt ist „Tausend Teufel“ ein würdiger zweiter Teil der historischen Krimi-Reihe um den Ermittler Max Heller, der hartnäckig seine Pflicht im Trümmerhaufen Dresden erfüllt. Und ich bin auf die nächsten Fälle gespannt.