Levi rettete ein Kind aus den Flammen und hat dabei sein Augenlicht eingebüßt. Er weiß nicht, was ihn angetrieben hat, das brennende Haus zu stürmen. Seither schließt er sich in seiner Wohnung ein, sperrt die Welt aus, und will nicht einmal mehr Bücher schreiben. Denn als Schriftsteller braucht er all seine Sinne, um die richtigen Worte zu finden. Bis das Kennenlernen mit Rea wieder Licht in sein Leben bringt.
"Das warme Licht des Morgens" ist ein melancholischer Roman der leisen Töne, der sich mit den Widrigkeiten des Lebens, den Entscheidungen die wir treffen, und den Menschen, die uns umgeben auseinandersetzt.
Levi ist Mitte Vierzig und hat im Schreiben seine Berufung gefunden. Doch als der Schriftsteller in einem Anfall von Heldentum ein brennendes Haus stürmt, ist er mit Blindheit geschlagen. Er schließt sich in der Dunkelheit seiner Wohnung und seines Lebens ein, und will an der Welt keinen Anteil mehr haben. Nur seine Tochter geht ihm bei ihren regelmäßigen Besuchen zur Hand. Sie hilft im Haushalt, kocht und versucht ihm Gesellschafterin zu sein.
Eines Tages lernt Levi die Kellnerin Rea kennen. Sie hat ein robustes Naturell und merkt schnell, dass der Autor Hilfe braucht. Schon allein, um die Tochter zu entlasten, schleicht sich Rea in Levis Alltag ein, und bringt damit Licht in sein Leben retour, auch wenn es anders strahlt als er es von früher kennt.
Dieser Roman ist ruhig und melancholisch geschrieben und hat nichts vom flotten Ton ähnlicher Werke. Die Geschichte ist ernst, bedacht und geht auf die Widrigkeiten des Lebens ein.
Damit ist allerdings nicht Levis Unfall gemeint, sondern dieses Werk beschäftigt sich mit all den Entscheidungen, die uns dahin führen, wo wir angekommen sind. Sei es, dass man sich von geliebten Menschen zurückzieht, weil einem anderes als wichtiger erscheint, oder man wild entschlossen einen großen Schritt auf seinem Weg wagt, der einem am Ziel vorbeilaufen lässt.
Es wird aus zwei Perspektiven erzählt. Den Hauptteil trägt Protagonist Levi, der dem Leser sein dunkles Leben näher bringt. Man lernt seine finstren Tage kennen, die Wohnung, durch die er sich bewegt, die kleinen Kniffe, durch die er den Alltag bewältigt, und Situationen, die er unmöglich allein schaffen kann.
Außerdem kommt Levis Tochter Robin zu Wort. In mehreren Passagen beleuchtet sie den Vater, den sie kannte, und den Mann, der er vor der Erblindung war. Robins Part ist überaus melancholisch. Meinem Gefühl nach liegt viel Wahrheit in ihren Worten. Sie arbeitet ihre Beziehung heraus, und zeigt, dass sie ihn immer liebt, egal wie sehr er sie enttäuscht.
Mir hat die Geschichte von Levi und Rea besonders gut gefallen. Lange Zeit ist nicht nachvollziehbar, wer Rea überhaupt ist. Sie strömt eine geheimnisvolle Aura aus, die mit Gutmütigkeit und Besonnenheit vollgesogen ist. Zudem hat sie einige Überraschungen parat, die der Story kleinere Höhepunkte verleihen.
Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich um einen ruhigen Roman, der weder mit Dramen noch großen Wendungen dient. Die Autorin erzählt gleichförmig und fesselnd zugleich, was den Leser an die Seiten bannt.
Robins Part - die Rückblenden der Tochter und ihre Emotionen zu den Ausschnitten der Vergangenheit - hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Dennoch wird dadurch Levis Charakter und sein bisherigen Leben ergänzt, was für die Geschichte ein rundes Gesamtbild schafft.
Im Endeffekt ist es eine melancholische Geschichte, die trotzdem frohem Mutes ist und Hoffnung verspricht. Wer mit Levi seiner dunklen Welt entfliehen will, sollte Reas Hand ergreifen und das warme Licht des Morgens in sein Leben lassen.