Wem beim Wilden Westen nur Indianer und Cowboys einfallen, hat falsch gedacht. Den neben den typischen Vertretern dieser Gegend, sind es die Wesen der Nacht, die den Staub in der Prärie aufwirbeln: Ghule, Zombies, Wendigos, Hexer - und Vampir Louis Royaume mit dem Gestaltwandler Geistwolf sind ebenfalls berittener Weise dabei.
Bei "Nighthunter. Die Nacht der Ghule" handelt es sich um den ersten Teil von Anton Serkalows Nightunter-Serie. Es ist eine wilde Mischung aus Western, Horror und Mystery - gespickt mit reichlich Action und blutig-gruseliger Grundstimmung.
In "Nighthunter. Die Nacht der Ghule" lernen wir die Hauptfiguren der Reihe kennen. Vampir Louis Royaume entspricht dem Idealbild des nächtlichen Blutsaugers. Geprägt von dunkler Eleganz, geifernder Blutgier und mysteriöser Macht streift er mit seinem Kumpanen Geistwolf durch die Nacht.
Geistwolf ist ein Gestaltwandler, der neben seinem wölfischen Wesen vor allem als Indianer anzutreffen ist. Der ruhige Ureinwohner, glänzt durch trockenen Humor und versprüht indianischen Esprit, während er seinem sonnenscheuen Freund hilfreich zur Seite steht.
Dieses mysteriöse Team zeichnet sich durch ihr gemeinsames Ziel, freundschaftliche Gesinnung und Zusammenhalt aus. Sie sind perfekt aufeinander eingespielt, und schaffen es so, brenzligsten Situationen zu entkommen.
In diesem ersten Teil haben es mehrere Gestalten auf den Nachtzug abgesehen. Eine Räuberbande, die Nighthunter und sogar ein Pinkerton-Agent gieren nach seiner Fracht. Die Parteien kommen sich in die Quere, ein simpler Überfall artet zum Massaker aus, und durch den Wirbel wird eine bösartige Fracht geweckt, die die Menschheit bedroht.
Mir hat dieser Gruselausflug in den Wilden Westen der USA gut gefallen. Ich mag die opulente Mischung diverser Genres und wie sie der Autor in einer fesselnden Story vereint. Transylvanischer Vampirismus trifft auf indianische Legenden, Ghule und Dämonen scharen im Boden der Prärie, während eine Dampflok schnaubend durch den Westen rauscht und eine Büffelherde für Erschütterung sorgt.
Meinem Geschmack nach ist die Story zu kurz geraten. Ich hätte mich gern auf ein längeres Abenteuer mit Royaume und Geistwolf eingelassen. Bei der knappen Seitenzahl bleibt wenig Raum, um zwischen den Action-Szenen das Gesamtbild zu betrachten, während die Kugeln sausen, das Blut spritzt und der Untergang droht.
Der Rahmen um den Wilden Westen ist exzellent umgesetzt, auch wenn das originelle Zusammenspiel mit Mystery-Elementen gewöhnungsbedürftig erscheint. Spezifische Western-Begriffe und historische Bedingungen werden mittels Fußnoten erklärt, was einem Jahre nach dem letzten Winnetou-Film auf die Sprünge hilft.
Im Endeffekt ist „Nighthunter. Die Nacht der Ghule“ ein gelungener Start, der trotz seiner Kürze Lust auf weitere Teile der Serie macht. Wie wird es Louis unter der sengenden Sonne der Prärie ergehen? Welches Gebräu bereitet Geistwolf als Nächstes zu? Und wie hat das mysteriöse Paar überhaupt erst zusammengefunden? All diese Fragen wollen beantwortet werden, und als Leser freue ich mich darauf, ein weiteres Abenteuer mit Vampir und Gestaltwandler im Wilden Westen zu erleben.